Faustballer kämpfen den Dritten TSV Calw mit 5:2 nieder und haben wieder gute Chancen, Klassenerhalt vorzeitig perfekt zu machen
Sekundenlang hat Kolja Meyer nach dem letzten Ballwechsel die geballte Faust in Richtung Hallendecke gereckt. Es war die pure Erleichterung. Denn die Faustballer des TV Vaihingen haben die 4:5-Niederlage gegen den TV Hohenklingen gleich wieder wettgemacht und den Dritten der 1. Bundesliga Süd, den TSV Calw, mit 5:2 besiegt.
Vaihingen. Die Erleichterung war den Faustballern des TV Vaihingen nach dem letzten Ballwechsel anzumerken. Sie ballten die Fäuste in Siegerpose, schrien ihre nun abgefallene Anspannung heraus und klatschten sich gegenseitig lachend ab. Gerade hatten sie in der Sporthalle am Alten Postweg den TSV Calw mit 5:2 (11:7, 9:11, 11:2, 6:11, 11:6, 11:9 und 11:9) niedergekämpft – eine Mannschaft, die sich höchstwahrscheinlich für die DM-Enrunde qualifizieren wird. „Klar waren wir unter Druck. Wir mussten gewinnen, wenn wir den Klassenerhalt noch vorzeitig sichern wollen“, erklärt Marco Lochmahr.
Diese Anspannung münzten die Vaihinger in positive Energie um. Die Zuschauer wähnten sich teilweise sogar an alte Zeiten erinnert. „Es herrschte das ganze Spiel über eine gute Stimmung. Es gab auch keine Phasen, in denen wir die Köpfe haben hängen lassen“, analysiert Lochmahr. „Selbst wenn wir hinten lagen, haben wir weiter gekämpft.“ Das hatte sich schon den ganzen Tag abgezeichnet. „Jeder hatte einen ganz anderen Fokus auf das Spiel. Zuletzt hatte ich immer mal wieder den Eindruck, die Jungs haben gedacht, wenn nicht dieses Spiel, dann halt das nächste. Doch heute gab es kein nächstes Spiel“, berichtet der Übungsleiter. „Es hat noch nicht einmal einer vor dem Spiel zum Beispiel gewitzelt oder gescherzt.“
Zudem waren die Vaihinger vor allem auf den Schlagmann der Schweizer Nationalmannschaft in Diensten des TSV Calw, Raphael Schlattinger, gut eingestellt. „Seine Angaben auf die Angreifer vorne rechts und links hatten wir bis auf die Anfangsphase gut im Griff“, berichtet Lochmahr. „Außerdem hat das Schusszuspiel viel besser geklappt. Wenn ich in der Vergangenheit angespielt wurde und nicht nach vorne kommen konnte, waren die Zuspiele von Jakob Kilpper unkonstant, gingen nach links oder rechts. Das war heute viel besser.“
Und auch die Angaben saßen gegen Calw. Kolja Meyer, der bis auf wenige Phasen auf sich alleine gestellt war, weil Marc Krüger immer noch weitestgehend geschont wurde, punktete ein ums andere Mal direkt aus der Angabe. Nur im sechsten Satz ließ sich Meyer vom Schiedsrichter komplett aus dem Konzept bringen. Zum wiederholten Mal pfiff der Unparteiische den Vaihinger Angreifer wegen eines Übertritts bei der Angabe zurück. Meyer hatte dies so irritiert, dass er gleich noch drei weitere Angabenfehler folgen ließ. Doch mit einem Kurzeinsatz von Krüger bis zum Satzende – sein zweiter an diesem Tag – kamen die Gastgeber wieder in die Spur und holten sich diesen Durchgang zur wichtigen 4:2-Pausenführung. Damit hatten sie sozusagen ein Minibreak geschafft. Denn bis dahin hatten die Vaihinger immer nach Sätzen vorgelegt, die Calwer nachgezogen.
Der siebte Durchgang war dann heiß umkämpft. Die Vaihinger erwischten den besseren Start und hatten sich schnell auf 5:2 abgesetzt. Doch die Calwer, angeführt von Schlagmann Schlattinger, wollten sich nicht geschlagen geben. Beim 6:7 hatten sie den Anschluss hergestellt, beim 9:9 wieder ausgeglichen. Lochmahr nutzte daraufhin eine Auszeit, um die Vaihinger noch einmal einzustellen. Dies fruchtete. Meyer schlug ein Ass direkt auf die Füße des linken Abwehrspielers des TSV. Matchball.
TVV-Spielertrainer Lochmahr war es dann vorbehalten, den entscheidenden Punkt zum 11:9 im siebten Satz – und damit zum Sieg – zu erzielen. „Jakob Kilpper hatte heute nicht seinen glorreichsten Rückschlagtag. Er hat es nicht geschafft, direkte Punkte zu erzielen oder wenigstens Druck aufzubauen. Deshalb haben wir es irgendwann damit probiert, dass er nur den Block antippen sollte in der Hoffnung, dass der Ball wieder auf unsere Seite springt, so dass wir mit Kolja Meyer erneut angreifen können. Das hat aber auch nicht wirklich funktioniert“, erzählt der Vaihinger Übungsleiter. „Kurz vor dem Ende haben wir dann gewechselt. Ich habe die Rückschläge übernommen, Jakob hat mir zugespielt. Und zwei Mal bin ich auch durchgekommen.“ Keine Selbstverständlichkeit. Denn Schläge trainiert Zuspieler Lochmahr so gut wie gar nicht – ab zu vielleicht einmal in der Saisonvorbereitung. „Ich habe bis zur U 16 immer mal wieder eine Saison im Zweitschlag gespielt. Aber das ist schon 15 Jahre oder so her“, erklärt der Vaihinger Übungsleiter.
TV Vaihingen: Kolja Meyer, Jakob Kilpper, Marco Lochmahr, Daniel Wörsinger, Tobias Rommel, Marc Krüger, Max Winkler.
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