[VKZ] Reden über den Lieblingssport

Wie anstrengend die Rolle als Kommentator im Livestream ist, hat Johannes Jungclaussen bei seinem Debüt am Wochenende gespürt, als er an zwei Tagen die Berichterstattung von den Europameisterschaften der Faustball-Junioren begleitete.

Faustball. Faustball spielen kann er wie nur wenige andere. Reden kann er – sogar so, dass man ihn außerhalb des Schwabenländles gut versteht. Und bei der Organisation der Junioren-EM war er für Sponsoren, Social Media und den Livestream verantwortlich. Warum also sollte Johannes Jungclaussen nicht auch direkt bei der Moderation des Livestreams einsteigen?

„Ich musste die Kommentatoren suchen, aber da haben mir kurzfristig welche abgesagt“, berichtet der Auricher, der selbst begeistert die Livestreams von Faustball-Großereignissen verfolgt, wenn er mal nicht direkt dabei sein kann – so wie zuletzt bei den World Games. „Den ganzen Tag mit sich selbst unterhalten, das ist wahnsinnig anstrengend“, sagt Jungclaussen. „Darum hatte ich Tobias Schaper angeboten, dass ich ihn unterstützen kann. Experten-Talk, miteinander unterhalten, Abwechslung zum normalen Kommentar.“ Schaper hat bereits mehrere Jahre Erfahrung mit dieser Tätigkeit. Auch wenn dann Corona und die entsprechenden Einschränkungen aufkamen, hat er seitdem doch schon mehrere deutsche Meisterschaften kommentiert.

 

Neuling wird gleich nach den ersten Sprüchen ins kalte Wasser geworfen.

 

Jungclaussens Einstieg in seine neue Aufgabe geriet etwas plötzlicher als erwartet. „Ich hatte gerade mal ein Spiel als Vorbereitung“, verrät er. „Da war ich als Experte dabei, dem Tobi ein paar Fragen gestellt hat. Dann war er auch schon beim Mittagessen und ich ins kalte Wasser geschmissen.“ Immerhin muss sich der Kommentator bei Livestreams der Deutschen Faustball-Liga (DFBL) nur aufs Kommentieren beschränken. Filmen, Schneiden, Technik – dafür gibt es andere Helfer. „Wir nutzen ein Headset“, sagt der Vaihinger Angreifer. „Auf dem Platz sehen wir, was gespielt wird. Rechts ist ein Bildschirm, auf dem wir sehen, welche der zwei Kameraeinstellungen im Stream gerade gezeigt wird.“ Eine der Kameras filmte vom Turm in der Mitte aus, die andere war auf Spielfeldebene mobil unterwegs.

„Überrascht hat mich, dass man als Livestream-Kommentator auf einmal in eine Redefluss reinkommt, wenn man in seinem Element drin ist“, sagt Jungclaussen. „Ich habe mich sehr schnell reingefunden und reingefuchst. Aber dann muss man sich auch schnell wieder zurücknehmen, damit es für die Zuschauer nicht zu viel wird.“ Er war froh, als Schaper sein Mittagessen in sich hatte und der Stream wieder auf zwei Stimmen aufgeteilt werden konnte. „Zu zweit ist es klasse“, sagt der Auricher. „Da kann man auch über einen Spieler reden, über den man gerade etwas weiß. Aber wenn man den ganzen Tag alleine redet, dann hätte man wahrscheinlich irgendwann Blödsinn geredet.“ Vor allem am Samstag, dem Turniertag, an dem alle drei Konkurrenzen parallel liefen – die U 21 der Männer noch und die beiden Wettbewerbe der U 18 schon. „Da hat es von neun bis 20 Uhr gedauert, das war schon heftig“, sagt Jungclaussen. Er war freitags und samstags im Einsatz und danach ganz schön geschlaucht. Denn er hatte ja nicht nur die Kommentatorenrolle übernommen („Da braucht man immer mal wieder einen Schluck Wasser zwischendurch.“), sondern auch sonst noch alles mögliche an der Backe, was die Organisation der Großveranstaltung unterm Kaltenstein angeht. „Darum war ich nicht böse drum, dass am Sonntag Ueli Reissner vom TV Stammheim den Livestream mit Tobi zusammen gemacht hat“, sagt Jungclaussen. „Er hatte schon den Livestream beim Finale der World Games 2017 kommentiert und das damals richtig gut gemacht. Und ich war seit Dienstag jeden Tag von morgens bis abends zum Aufbau auf dem Platz gewesen.“

Die erste Fanpost hat der Auricher auch schon bekommen. „Ein paar positive Kommentare sind schon da“, sagt er. „Es wird wahrscheinlich niemand sagen: ,Mach es bitte nie wieder.‘“


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