[VKZ] Drei nahezu perfekte Durchgänge

Nach der ersten zehnminütigen Satzpause dreht der TV Vaihingen auf und macht aus einem 1:2-Rückstand beim TV Waibstadt eine 4:2-Führung. Die Butter lässt er sich nicht mehr vom Brot nehmen und fährt den ersten Auswärtssieg in der Halle seit März 2019 ein.

Von Michael Nachreiner Erstellt: 15. November 2021
 
 

Faustball. Jaro, Johannes und Jacob Jungclaussen, Jakob Kilpper, Nils Hantke sowie Max Winkler haben sich ihren Eintrag in die Geschichtsbücher gesichert. Die Faustballer des TV Vaihingen haben mit dem 5:2 (9:11, 11:6, 5:11, 11:2, 11:2, 11:3 und 11:8) beim TV Waibstadt den ersten Auswärtssieg in der Halle in der 1. Bundesliga Süd seit dem 3:2 gegen den TV Käfertal im DM-Halbfinale 2019 eingefahren. „Damals spielte aber noch die alte Mannschaft mit Kolja Meyer, Michael Krauß, Marco Lochmahr, Tobias Rommel und Daniel Wörsinger“, erklärt TVV-Trainer Markus Knodel.

 

Der Sieg schmeckt aber noch aus anderen Gründen besonders süß. Zum einen haben die Vaihinger einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt auswärts geschlagen, auch wenn die Waibstädter den Enzstädtern sogar mehr zutrauen. „Wenn die Vaihinger so weiterspielen, können sie sich vielleicht sogar für die DM-Endrunde qualifizieren“, zollt TVW-Hauptangreifer Maximilian Brandt den Gästen Respekt. Zum anderen ist es schon der zweite Erfolg in dieser Saison, so dass der TVV schon 4:0 Punkte auf dem Konto hat.

 

Besonders nach der ersten zehnminütigen Pause nach den ersten drei Sätzen brannten die Vaihinger ein Feuerwerk ab. „So wie in den Durchgängen vier bis sechs habe ich noch nie gegen einen Gegner verloren – außer vielleicht gegen den Deutschen Serienmeister TSV Pfungstadt“, erklärt Brandt. „Dass Johannes Jungclaussen defensiv top ist, das weiß jeder. Dass er aber auch offensiv auf so einem Niveau spielt, das habe ich nicht gedacht. Er musste es in Pfungstadt vor seiner Rückkehr nach Vaihingen ja auch nicht zeigen.“

 

Die Vaihinger ließen in diesen Durchgängen gerade einmal sieben Punkte zu und machten aus einem 1:2-Satz-Rückstand eine 4:2-Satz-Führung. Defensiv wehrten sie praktisch jeden Ball ab. Und offensiv war Johannes Jungclaussen nicht zu stoppen. „Wir haben in der Pause ein paar Dinge angesprochen: Maximilian Brandt war bei den Angaben vor allem mit seinen Kurzen erfolgreich. Die kann man aber lesen. Und als er mit denen nicht mehr durchkam, musste er etwas anderes machen. Damit kamen die Fehler. Und Johannes hat endlich das gemacht, was er sollte. Wie schon im Feld hat er immer mal wieder das Problem, dass er nicht mit Köpfchen und nicht variabel spielt, sondern sich auf bestimmte Schläge versteift. So war das auch zu Beginn“, berichtet Knodel. „Und wenn wir den Ball auf der Leine haben, dann muss man auch mal einen Preller spielen.“

 

Für die Waibstädter gab es dagegen eine noch viel einfachere Erklärung, warum die Vaihinger in den Sätzen vier bis sechs so aufgedreht haben. „Sie haben angefangen, Faustball zu spielen. Und wenn sie das abrufen, was sie können, dann haben wir keine Chance“, erklärt Brandt. Und TVW-Zweitangreifer Lucas Kiermeier gibt aber auch zu bedenken: „Johannes Jungclaussen hatte in diesen Durchgängen ein entspanntes Spiel. Er musste vielleicht insgesamt fünf Angaben schlagen.“

 

Auch in Abschnitt sieben schien alles nach einem souveränen Satzgewinn für die Vaihinger auszusehen. Sie führten schnell mit 4:1 und 6:2. Doch die Waibstädter gaben sich nicht aus und kamen bis auf 5:6 heran, als eine Blocksituation zum Entsetzen aller Vaihinger gegen den TVV entschieden wurde. „Für mich hat ,Hanni‘ Lucas Kiermeier angeschlagen, und der Ball ging von seinem Arm ins Aus. Schiedsrichter Alwin Oberkersch sah aber ,Hanni‘ als letztes am Ball“, berichtet Knodel und ergänzt: „So etwas kann einem das Genick brechen.“ Die Waibstädter gingen durch Kiermeier auch direkt mit 7:6 in Führung. Doch mit einer Auszeit nahm Knodel den Gastgebern den Wind aus den Segeln und stellte seine Mannschaft noch einmal neu ein. „Wie die Jungs das weggesteckt haben, war klasse. Da haben sie gut reagiert“, lobt der TVV-Übungsleiter. Die Vaihinger ließen nur noch einen weiteren Punkt zu.

 

Auch in Durchgang eins waren die Gäste zunächst am Drücker. Doch nach der 4:1-Führung kam es zum Bruch im Spiel der Vaihinger – auch, weil sich Johannes Jungclaussen einige Fehler in Folge leistete. „Die Bälle waren nie weit im Aus. Und wenn er die trifft, wird das ein Traumspiel von ihm“, sagt Knodel. „Doch er muss einfach variabler bleiben.“

 

So brachten die Enzstädter die Gastgeber wieder ins Spiel. „Nachdem wir den ersten Satz etwas fahrlässig hergeschenkt hatten, war es aber wichtig, dass wir den zweiten Durchgang gewonnen haben und nicht sogar mit 0:3 nach Sätzen in die zehnminütige Pause gegangen sind“, berichtet Knodel. „Aber da hat man gemerkt, dass wir uns erst mal wieder finden mussten. Da hat die Sicherheit gefehlt, weil wir die letzten beiden Wochen nicht viel trainiert haben.“


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